Leserbrief zu „Die Feder und das Spiegelei“ in anp 02/2022, S. 13

Gendersternchen Beitragsbild

Gerne folge ich Lenas Anregung, der anp meine Meinung zu einer gendergerechten Änderung des Verbandsnamens zu schreiben; denn kaum ein anderes gesellschaftspolitisches Thema polarisiert und spaltet derzeit stärker als Fragen der Identitäts- und Genderpolitik einschließlich Cancel Culture. Ich kann den VCP deshalb nur warnen, sich in dieser hochideologisierten Debatte durch einen Genderstern im Verbandsnamen einseitig zu positionieren. Unzweifelhaft steht dieser nämlich für ein ideologisches Lager und schreckt von vornherein all diejenigen ab, die Pfadfinden erleben, aber nicht unbedingt in verquaster Gendersprache über Diversität und binäres Geschlechtersystem debattieren wollen. Zudem fürchten viele Eltern eine Indoktrination ihrer Kinder durch Schulen, Vereine und Verbände und reagieren sehr sensibel auf entsprechende Anzeichen. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass der weit überwiegende Teil der Bevölkerung der gegenwärtigen Genderdebatte eher ablehnend gegenübersteht. Aber auch viele im VCP werden sich überlegen, ob sie durch ihre Mitgliedschaft in einem Pfadfinder*innenverband einem ideologischen Lager zugeordnet werden wollen. Gerade unter den männlichen Mitgliedern wird sich manch einer als Pfadfinder, nicht aber als Pfadfinder*in erleben und sich fragen, ob er sich in einem Verband der Pfadfinder*innen noch wiederfindet.

Ein letzter Gedanke: In den Gruppen wird teilweise Herausragendes bei Inklusion und Integration geleistet. Viele profitieren von den Angeboten und kommen in diese Gruppen, ohne dass es im Verbandsnamen herausgestellt werden müsste. Warum soll das bei der Frage der geschlechtlichen Identität anders sein, zumal der hier angesprochene Personenkreis zahlenmäßig sehr klein ist. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 0,3% der Bevölkerung als nonbinär bezeichnet werden kann. Nur ein verschwindend geringer Teil dieser Menschen rechnet sich ausweislich verschiedener Studien nicht einem der beiden Geschlechter „männlich“ oder „weiblich“ zu, sondern bezeichnet sich selbst als „intersexuell“. Bei 47.000 Mitgliedern des VCP sprechen wir von vielleicht 150 nonbinären Personen, von denen sich nicht einmal eine Handvoll keinem der beiden Geschlechter (m/w) zuordnet. Wollen wir angesichts dieser Zahlen wirklich weiter polarisieren und spalten und hierdurch die Zukunft unseres Verbandes aufs Spiel setzen?

Klaus Meier, Koblenz

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