Keine Kandidat*innen zur Wahl des Bundesvorstandes – was heißt das nun?

Foto: Jule Lumma, Thomas Kramer und Gero W. Beisel

Ein offener Brief von Gero W. Beisel, Thomas Kramer und Jule Lumma

Auf der Bundesversammlung gab es keine Kandidaten zur Wahl des Bundesvorstandes – unsere Amtszeit endete nach drei beziehungsweise sechs Jahren. Was heißt das nun?

Jule Lumma, Thomas Kramer und Gero W. Beisel

Laut Satzung bleibt der bisherige Vorstand so lange im Amt, bis ein Nachfolger gewählt wird oder ein Rücktritt erfolgt. Das heißt, wir sind nun erst einmal weiter im Amt. Natürlich haben wir uns auch viele Gedanken dazu gemacht, in dieser Situation zurückzutreten – schließlich haben wir auf diese Bundesversammlung 2018 hingearbeitet, haben gemeinsam mit unserem Team an der Erreichung der von uns gesetzten Ziele gearbeitet und uns auch für die kommende Zeit andere Dinge vorgenommen.

Uns war es wichtig, dass auf der Bundesversammlung sowie im Bundesrat eine ernsthafte Diskussion darüber geführt wird, welche Erwartungen an solch ein Ehrenamt gestellt werden und wie es weitergehen kann. Schnell ist beispielsweise gesagt: “Wir erwarten nicht, dass ihr zu unserer Veranstaltung kommt.” Wenn man dann aber Reaktionen mitbekommt, wenn es mal nicht klappt, dann zweifelt man manchmal doch an der Ehrlichkeit dieser Aussagen.

Schon seit über einem Jahr sagen wir in vielen Gesprächen und bei Sitzungen des Bundesrates: “Wir haben dieses Amt so ausgefüllt, weil wir es für uns für richtig erachtet haben und es uns so Spaß gemacht hat.” Und tatsächlich: Schaut man in die Satzung und auf die dort aufgezählten Aufgaben, so gibt es jede Menge Gestaltungsspielraum. Es ist entsprechend gut, dass jeder Bundesvorstand dieses Amt im Rahmen der Satzung so gestalten kann, wie es für ihn und sie passend ist.

Gleichzeitig möchten wir auch hervorheben: Bundesvorstand zu sein ist wahnsinnig abwechslungsreich! Wir durften in den vergangenen Jahren sehr viel dazu lernen, uns persönlich weiterentwickeln und wunderbare Freundschaften aufbauen. Wir durften mit vielen, engagierten und motivierten Menschen zusammenarbeiten und so gemeinsam ganz schön viel auf die Beine stellen. Manchmal hatten wir ganz schön viel auf einmal vor, manchmal war es durchaus herausfordernd, alles zu schaffen – und manchmal mussten wir auch lernen, Prioritäten zu schärfen und nein zu sagen. Gerade letzteres möchten wir potentiellen Nachfolger*innen auch mit auf den Weg geben. Das ist nicht immer einfach: Die Arbeit im VCP ist vielfältig und das bereichert. Diese Vielfalt macht den VCP aus. Damit ist es nicht immer leicht, es allen Recht zu machen und das muss man aushalten.

Doch kommen wir zurück auf die Nach-Bundesversammlungs-Zeit: Wir sind nun also noch im Amt – vorläufig, geschäftsführend, denn uns ist klar, dass wir im kommenden halben Jahr bis zur erneuten Bundesversammlung im Dezember keine inhaltlichen Impulse setzen werden. Wir haben bereits auch auf der Bundesversammlung kommuniziert, dass wir nicht zum „Business as usual“ übergehen möchten. Das hat folgende Hintergründe:

Wir sind fest davon überzeugt, dass nur Bewegung in potentielle Vorstandskandidaturen kommt, wenn hier ein deutliches Signal in den Verband entsteht. Daher wollen wir nicht aussenden, dass wir weiterhin gestalten und Ideen entwickeln.
Wir hatten auch für uns persönlich andere Pläne fürs kommende Halbjahr – somit wird es schwierig genug, die Dinge zu koordinieren, die man nicht einfach aussitzen kann.

Wir haben uns intensiv beraten, welche Themen, Maßnahmen, Partnerschaften etc. würden großen Schaden nehmen oder gar ausfallen, wenn wir dafür erforderliche Beauftragungen, Fach- und Projektgruppen entlassen. Wir wollen den Verband weiterhin verantwortungsvoll leiten und keine anstehende Veranstaltung ausfallen lassen oder Partnerschaften gefährden. Trotzdem stehen wir für keine neue Agenda. Diese Verantwortung sehen wir bei einer zukünftigen Bundesleitung gemeinsam mit dem Bundesrat.

Diese Bewertung und Beratung war nun nicht einfach, aber doch wichtig. Wir haben überlegt, wo Veranstaltungsleitungen sinnvoll sind – statt Fach- und Projektgruppen. Wir haben mit unseren bisherigen Bundesleitungsmitgliedern kommuniziert, mit Sprecher*innen und Beauftragten telefoniert. Und wir sind dankbar. Dankbar, dass sie unsere Linie, den Verband bis Ende des Jahres verantwortungsvoll zu leiten, aber für keine neue Agenda zu stehen, mittragen – egal, was dies persönlich für sie bedeutet.

Es wird nun also nur noch ein paar Fachgruppen, Beauftragungen und Veranstaltungsleitungen geben – da, wo wir langfristig aktiv sind oder Maßnahmen haben, die bereits ausgeschrieben sind. Auch besteht die Bundesleitung nur noch aus dem Generalsekretär, den beiden Internationale Beauftragten und dem Vorstand. Wir haben uns aufgrund der zahlreichen internationalen Events, der strukturellen Einbindung, der Partnerschaft mit Israel/Naher Osten und Simbabwe dazu entschlossen, Fabian Loske und Oliver Mahn nicht zu entlassen.

Mit diesen Entscheidungen werden wir einer zukünftigen Bundesleitung sämtliche Optionen der Gestaltung und Ausrichtung überlassen.

Wir wünschen uns, dass wir gemeinsam als Verband im kommenden halben Jahr intensiv darüber diskutieren, welche Erwartungshaltungen wir an Ämter und Amtsinhaber*innen haben und wie wir alle dazu beitragen können, dass Pfadfinder*innen, die überlegen, eine Aufgabe zu übernehmen, ermutigt werden, dies auch zu tun. Denn egal, ob auf Orts-, Regions-/Bezirks-/Gau-, Landes- oder Bundesebene: Pfadfinder*innen übernehmen Verantwortung, gegenüber sich selbst, gegenüber anderen, gegenüber Gott. Und das macht uns als VCP aus.

Gut Pfad!

Jule, Gero und Thomas

P.S. Die Bundesversammlung hat eine Veranstaltung von 7. bis 9. September beschlossen, auf der es darum gehen wird, konstruktiv Ideen zu entwickeln, wie mit der Situation umgegangen wird. Da solltest vielleicht auch du mit dabei sein? Hier gibt es mehr Infos dazu.

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