Internationale Pfadfinder*innen treffen: Planlos ging der Plan los? – Alles, was man zum IB-Seminar wissen muss

Foto: privat

Internationale Begegnungen, kurz „IB“, sind Treffen mit Pfadfinder*innen aus anderen Ländern und ein fester Teil der Pfadfindermethode. Schon Robert Baden-Powell schrieb in seinem 1908 veröffentlichten Buch „Scouting for Boys“:

„Wenn wir mit unseren Nachbarn in fremden Ländern und Übersee Freundschaft schließen und wenn sie unsere Freundschaft erwidern, so werden wir nicht das Verlangen haben, gegen sie zu kämpfen. Das ist bei weitem die beste Methode, um künftige Kriege zu verhindern und einen dauerhaften Frieden zu sichern.“

Robert Baden-Powell

Wenn ich an meinen eigenen Stamm denke, dann ist dessen letzte internationale Begegnung fast zehn Jahre her: Auf dem Bundeslager 2014 hatten wir eine österreichische Gastgruppe. Wenn ich die Verantwortlichen in meinem Stamm heute frage, warum das letzte Mal schon so lange her ist, werden häufig zwei Gründe genannt:

  1. Wir haben aktuell nicht die Ressourcen, um das zu organisieren.
  2. Wir wissen gar nicht, wie das geht oder wo wir anfangen sollen.

Das erste Problem ist etwas schwierig zu lösen, denn der Bundesverband kann euch bei der Planung von IBs zwar unterstützen (mehr dazu erfahrt ihr hier), aber euch den Aufwand für die Organisation einer IB nicht gänzlich abnehmen.

Doch für das zweite Problem gibt es eine Lösung, und die nennt sich „IB-Seminar“. Das IB-Seminar ist eine Wochenendschulung, auf der es um folgende Fragen geht: Wie kann man andere Pfadfinder*innen kennenlernen? Welche internationalen Aktionen gibt es und wie kann ich vielleicht selbst einmal eine Internationale Begegnung mit einer internationalen Pfadfinder*innengruppe organisieren?
Die Schulung bietet also Orientierung, wenn man gemäß dem Pfadi-Motto „Learning by doing“ eine ausländische Gruppe treffen möchte, aber so gar keine Ahnung hat, wo und wie man anfangen soll.

Das Seminar startete mit der Ankunft der Teilnehmenden am Freitagabend: Beim ersten Betreten des Raumes fiel auf, dass hier nicht nur Menschen mit grauen Kluften herumliefen, sondern auch in anderen Farben präsent waren. Das ist kein Wunder, denn das IB-Seminar ist eine gemeinsame Veranstaltung der rdp-Mitgliedsverbände und damit selbst eine kleine überbündische Begegnung. Da man mit lauter neuen Menschen zusammengewürfelt wurde, standen deshalb zunächst Kennlernspiele auf dem Programm. Diese eigneten sich auch problemlos für internationale Gruppen, da sie einfach zu erklären und zu verstehen waren.

Der Samstagmorgen begann mit einer Morgenrunde (oder auch „Anschuggerle“, wie man das wohl in einigen Stämmen nennt), bevor es im ersten Themenblock darum ging, was man unter Kultur versteht und was Kultur mit internationalem Austausch zu tun hat. Danach folgte der Themenblock zur Finanzierung und Förderung von IBs, der zwischendurch durch das Mittagessen unterbrochen wurde. Sich über die Kosten von IBs zu unterhalten ist wichtig, denn unter gewissen Voraussetzungen kann man für die Durchführung von IBs über die Bundeszentrale Fördermittel beantragen. Diese Fördermittel können etwa Reise- oder Unterbringungskosten enthalten und geplante IBs für alle teilnehmenden Personen deutlich günstiger machen. Während dieses Themenblocks gab’s ausführliche und gleichzeitig interessant aufbereitete Informationen von Erzsebet, die in der Bundeszentrale für diese Förderungsanträge zuständig ist. Sie nahm sich viel Zeit und beantwortete uns geduldig und nachvollziehbar all unsere Fragen.

Am Spätnachmittag wandten wir uns dann spielerisch dem Thema der interkulturellen Methoden und Kommunikation zu.

Nach dem Abendessen stand der Internationale Abend mit dem „International Roadtrip“ an: In mehreren Gruppen spielten wir uns in kleinen Quizfragen einmal um die Welt und lernten dabei viel über internationale Pfadi-Veranstaltungen, Schätzfragen zu Pfadi-Themen oder hatten Spaß bei Action-Spielen, wie dem Schokokuss-Wettessen. Im Anschluss tauschten wir uns beim Abendausklang zwischen Singerunden über unsere bisherigen internationalen Pfadi-Erfahrungen aus.

Der Sonntag begann, wie der Vortag, mit einer kleinen Morgenrunde und wurde durch eine Mini-Andacht ergänzt. Im Anschluss erarbeiteten wir uns beim Thema „Projektmanagement“ Vorgehensweisen, um eine IB zu planen und in die Tat umzusetzen. Am Ende der Einheit stand ein idealer Zeitplan, der von der Idee bis zur Reflexion und Abrechnung der IB reichte. Zudem beschäftigten wir uns in Kleingruppen in kurzen Vorführungen mit möglichen Problemen, die während einer Begegnung auftreten können, und erarbeiteten passende Lösungsstrategien.

Nach dem Aufräumen neigte sich das Wochenende am Mittag dem Ende zu und nach einer Reflexion und Verabschiedung stiegen wir alle wieder in unsere Züge nach Hause. Am Ende des Wochenendes stand für uns alle fest: Im Jahr 2024 werden wir alle IBs durchführen – und jetzt kennen wir das Werkzeug, um unsere Pläne in die Tat umzusetzen.

Die IB-Seminare finden jedes halbe Jahr, immer am zweiten März- bzw. Novemberwochenende statt – ihr findet die kommenden Termine im Veranstaltungskalender. 😉 Etwa 4-6 Wochen vor dem Seminartermin gibt es zudem eine Ankündigung mit einem Anmeldelink im Blog. 

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