Tag 5 – Zwiespalt

Zunächst muss ich mich bei meinen treuen Lesern (sofern ich diese besitze) entschuldigen, denn leider hatte ich in den letzten zwei Tagen keine längere Möglichkeit ein Schäferstündchen mit meinem Laptop abzuhalten, weswegen dieser Blogbeitrag etwas spät den Weg in das große World Wide Web findet. Aber genug von Entschuldigungen, ich will nämlich lieber ein wenig über meinen Freitag philosophieren, der rückblickend wohl mein schwierigster Tag des Fasten war. Zu Beginn der Woche war ich mir todsicher, dass der Freitag möglicherweise so viel Ablenkung parat hält, dass ich nicht einen Gedanken an soziale Medien verschwenden würde. Beginnen wir einmal mit der Nacht von Donnerstag zu Freitag. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen kann ich mich am nächsten Morgen an meine Träume erinnern – Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahin gestellt. In jener Nacht wurde mir diese Eigenart wohl eher zum Verhängnis. Wie jemand der süchtig ist und nun versucht wieder von seiner Droge herunter zu kommen träumte ich davon mich bei Facebook einloggen zu können bzw. verspürte andauernd das Bedürfnis Facebook zu konsultieren. Ein unwahrscheinlich unangenehmes Gefühl, wenn man am nächsten Morgen aufwacht. Besonders, da die Nacht zum Erholen gedacht ist und nicht um sich weiterhin mit Fasten zu beschäftigen. In der S-Bahn war dieses Gefühl dank meines großartigen Print Mediums schnell verflogen und spätestens bei meiner Arbeit im Schülerlabor verschwendete ich keinen Gedanken mehr an meine unangenehmen Gefühle. Tja bis es zur Pause kam… Ich arbeite ab und zu in einem Schülerlabor für Vakuumexperimente, d.h. Schüler kommen einen ganzen Tag in unser Labor und dürfen selbstständig experimentieren. Während der Pause verlassen die Kinder das Labor und Mitarbeiter des Schülerlabors nutzen einen abgetrennten Bereich um Kaffee oder Tee zu trinken und sich zu unterhalten. Normalerweise schaut in solchen Momenten natürlich jeder zu erst kurz auf sein Handy es kann ja sein, dass ein Information so wichtig ist und sie sofort mit den übrigen Kollegen teilt. Das ist schon fast bei jedem von uns in Fleisch und Blut übergegangen. So auch am besagten Freitag und wieder kam das wunderbare Gefühl, dass irgendwas fehlt in mir hoch. Wahrscheinlich hätte ich überlegen sollen, wie ein Freund, der vor ein paar Jahren mit dem Rauchen aufgehört hat, in solchen Momenten Origami Kraniche zu falten. Am fünften Tag sind solche Überlegungen, aber vielleicht viel zu spät. Anstelle von Kranichen holte mich aber das reelle Leben sofort auf den Boden der Tatsache zurück, denn wenn man 20 Kinder in einer Pause dabei zu sieht, wie sie alle auf ihr eigenes Handy starren, sehnt man sich an die Zeit zurück, als man sich wunderschön während der Schulhofpausen unterhalten konnte. Wer jetzt glaubt, dass der Tag dank diesem wunderschönen Bild endete und ich für mich selbst eingestehen konnte, dass es gut ist, dass ich gerade meine Beziehung mit Menschen mehr Pflege als mit meinem Handy ist weit gefehlt. Tatsächlich endete der Freitag wie er angefangen war. Andauernd gab es Situationen in denen das Internet schon sehr nützlich gewesen wäre. Ich hatte aber Glück, denn er endete tatsächlich mit dem motivierenden Kommentar eines Freundes: „Man Sandra, ich finde das voll gut, was du da machst!“ Und was nehme ich nun aus diesem Tag mit?! Zunächst einmal bekomme ich langsam Angst davor am Sonntag gegen 22 Uhr bzw. am Montagmorgen wieder das Internet auf meinem Handy zu nutzen. Warum? Zum Einen weiß ich gar nicht, ob meine wichtigen Kontakte noch What’s App benutzen soweit ich gehört habe, soll jeder Dritte ja überlegen den Messenger zu wechseln. Zum Anderen werden wohl hunderte von Nachrichten dank einiger Gruppenchats auf mich warten. Wird mein Handy, denn aufhören könne zu klingeln. Vielleicht gibt es auch überraschenderweise mögliche Rückmeldungen auf mein Social Media Fasten oder eben auch gar keine. Allgemein würde mich nach diesen Erfahrungen vom Freitag interessieren wie viele Leute eigentlich Zeit damit verlieren auf ihr Handy zu starren anstelle ein hoch komplexes Thema wie Einkaufstüten mit ihrem Gegenüber zu diskutieren. Heutzutage braucht man ja auch gar keine reelle soziale Interaktion mehr, schließlich gibt es ja Leute wie mich, die darüber in Blogs philosophieren. Fazit also aus diesem Tag, Zwiespalt hin oder her, das was ich hier mache ist gut für mich und meinen reellen sozialen Interaktionen sozusagen meiner tatsächlichen Freunde.

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