Insektenstiche

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Pfadi-Gesundheit – Folge 8

Auf jedem Lager gehören sie dazu: Insektenstiche. In den allermeisten Fällen sind sie harmlos, aber doch immer lästig, da sie Hautreaktionen auslösen. Bei mindestens 75% der Bevölkerung treten Rötungen und Quaddel-ähnliche Hauterhebungen an der Stichstelle auf, die jucken, brennen oder auch schmerzen können. (Nesselausschlag wie bei „Brennnesseln“)

Bei bis zu 25 % der Bevölkerung treten allergisch-bedingte überschießende Reaktionen auf Insektenstiche auf, bis zu 3% davon entwickeln sogar eine potenziell lebensbedrohliche Anaphylaxie (ca. 30 Todesfälle jährlich in Deutschland).

Wespengift besitzt von allen das höchste Allergiepotenzial.

Trotz Juckreiz sollte man die Einstichstellen nicht kratzen, weil sie sich entzünden können.

Doch leichter gesagt als getan. Eine Entzündung erkennst du daran, dass der Bereich um die Einstichstelle (meist 1-2 Tage später) anschwillt, rot und heiß wird. Unter Umständen kann auch Gewebsflüssigkeit oder Eiter aus der Einstichstelle austreten.

In sehr seltenen Fällen kann sich eine zunächst kleine Infektion zu einer gravierenden, flächenhaften Wundrose (sog. Erysipel) entwickeln. Breiten sich Rötung und Schwellung innerhalb von 24-48 Stunden kontinuierlich deutlich aus und/oder tritt zusätzlich Fieber auf, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Was tun?

  • Bienenstachel entfernen.

Ausschließlich Bienen lassen ihren Stachel samt Giftsack stecken, der Giftsack pumpt weiter das Gift in die Haut. Beim Herausziehen darf natürlich nicht auf den Giftsack gedrückt werden. Dazu ist eine (spitze, sog. Splitter-)Pinzette hilfreich – wenn nicht danach gesucht werden muss. Imker*innen drücken stattdessen den Bienenstachel mit dem Fingernagel zur Seite weg. Das geht schneller und so gelangt weniger Gift unter die Haut.

  • Wärmestift (z.B. Bite away®)

Oftmals findet sich im Stammes EH-Koffer ein batteriebetriebener Wärmestift (z.B. Bite away®). Nach Aktivierung heizt sich die Kontaktstelle auf ca. 50°C auf und wird dann für 5 Sekunden direkt auf die Stichstelle aufgesetzt. Durch die Erhitzung wird das ins Gewebe eingedrungene Insektengift unschädlich gemacht, da seine Eiweißbestandteile sich zersetzen („denaturieren“ – wie ein Spiegelei in der Pfanne). Damit das funktioniert, sollte der Wärmestift am besten sofort oder kurz nach dem Stich angewendet werden.

ACHTUNG: Selbst (z.B. im Feuer) erhitzte Metallgegenstände wie Löffel o.ä. sind oft zu heiß und führen dann zu Verbrennungen. Ungefährlicher ist es, eine Münze mit dem Feuerzeug vorsichtig zu erwärmen: solange die Münze schmerzfrei mit den eigenen Fingern gehalten werden kann, kann sie auf der Stichstelle auch keine ernste Verbrennung verursachen. Unterbreche sofort die Anwendung, sobald es weh tut!

  • Kühlen

Gegen Schwellung und Juckreiz ist Kühlen natürlich sinnvoll, wenn der Zeitpunkt verpasst wurde, das Gift mit der Hitzemethode zu zerstören.

Bringe hierzu möglichst zeitnah nach dem Stich ein mit kaltem Wasser getränktes Tuch für mindestens 30 Minuten auf die betroffene Stelle auf. Sobald sich dieses aufgewärmt hat, tränke es erneut mit kühlem Wasser.

Bei Stichen im Mund-Rachen-Raum ausgiebig Eis (Eiswürfel oder Speiseeis) lutschen, insbesondere um ein Anschwellen zu vermeiden. Stiche im Hals am besten von innen und außen kühlen.

  • Zwiebel

Drücke eine aufgeschnittene Zwiebel auf den Stich. Es gibt noch viele andere Hausmittel, aber eine Zwiebel ist oft verfügbar und verhindert erstaunlich gut den juckenden Nesselausschlag.

  • Antiallergische / juckreizhemmende Gels

Starker Juckreiz lässt sich durch Auftragen antiallergischer, juckreizhemmender Gels (z.B. Fenistil®) lindern. Entsprechende Gels sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, nahezu nebenwirkungsfrei und können b.B. auch mehrfach angewendet werden.

Auch Aleo vera ist ein tolles Hausmittel gegen allergische, juckende Rötungen und hilft auch bei Sonnenbrand und Verbrennungen 1-2°.

Tabletten: Antiallergische Histaminblocker sind in deutschen Apotheken rezeptfrei erhältlich und für die Selbstanwendung erlaubt, wenn im Beipackzettel nichts dagegen spricht.

Wann brauche ich eine*n Hausarzt/Hausärztin bzw. den Ärztlichen Bereitschaftsdienst?

  • Sofern sich die zunächst lokale Rötung und Quaddelbildung weiter über größere Körperareale ausbreiten – sonst aber Wohlbefinden besteht, also OHNE Bewusstseinsstörung, Atemnot, Kollaps oder Magen-Darm-Beschwerden.

Wann brauche ich den Rettungsdienst / Notarzt?

  • Sofern sich die zunächst lokale Rötung und Quaddelbildung schnell (innerhalb weniger Minuten) auf den gesamten Körper ausbreiten.
  • Sofern es beim Betroffenen in der Vergangenheit bereits zu einem lebensbedrohlichen Zustand durch einen Stich derselben Insektenart (Biene/Wespe/Hornisse) kam.
  • Sofern Atemprobleme, Kreislaufkollaps (Schock) oder Bewusstseinsstörungen auftreten. Stiche im Mund-, Zunge und Rachenraum – auch wenn keine Allergie bekannt ist!

Hochgradige Allergiker führen oft ein vom Arzt verordnetes Notfallset (antiallergische Tropfen oder Tabletten sowie Adrenalin in Form eines sog. Notfallinjektors/Pens) zur Selbstanwendung mit sich.

Akelas bzw. Sippenführer*innen müssen UNBEDINGT von bekannten schweren Allergien eines Gruppenkindes wissen, bevor es mit auf Lager und Fahrten geht.

Gut Pfad,

Römi & Uli

Michael Römer („Römi“) ist seit über 30 Jahren VCPer, Stammesältester im Stamm Franz von Sickingen, GNB, RP/S. Beruflich ist Er ist in der Medizintechnik sowie als Notfallsanitäter und Instruktor für das European Resuscitation Council (ERC) tätig.

Dr. Uli Eiden ist seit 2010 im VCP-Stamm Johannes Gutenberg, GAB, RP/S beheimatet. Er ist Anästhesist, Internist, Notarzt und besitzt eine Hausarztpraxis.

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