FSME

Foto: Canva

Zusammenfassung: Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, abgekürzt FSME, ist eine vorwiegend im Frühsommer durch Zecken übertragene Virusinfektion, die Hirnhäute („Meningen“), Gehirn („Enzephalon“) und Rückenmark entzünden kann (Die Endung „itis“ bedeutet Entzündung).

Die virale FSME ist viel seltener in Deutschland als die bakterielle Borreliose, die gleichfalls über Zecken verbreitet wird.

Die Entzündung verursacht neurologische Schäden, bei mehr als einem Drittel der Erkrankten dauerhaft. Besonders Lähmungen im Gesicht sind für die betroffene Person psychisch sehr belastend, selbst wenn sie nach mehreren Monaten verschwinden.

Was tun? FSME lässt sich weder antibiotisch noch antiviral behandeln – aber sehr zuverlässig durch Impfungen verhindern.

Verbreitung und Häufigkeit: (1) In Süddeutschland, Thüringen und Sachsen tragen 0,1 – 5 % aller Zecken die FSME-Viren in sich (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_Tab.html). Auch außerhalb Deutschlands sind sie weit verbreitet: von Elsass-Lothringen, über die Schweiz, Norditalien, Österreich bis zum Balkan.

Andere Subtypen dieser viralen, Zecken-übertragener Krankheiten („tick borne encephalitis“, TBE) finden sich in einem Gebiet von Skandinavien, über´s Baltikum, Südosteuropa, Russland bis nach Nordjapan. (https://atlas.ecdc.europa.eu/public/index.aspx?Dataset=27&HealthTopic=56)

Auch gegen diese anderen Subtypen helfen die in Europa zugelassenen FSME-Impfstoffe.

In Deutschland wird die Krankheit bei 333 Personen pro Jahr festgestellt, eine bis drei Personen davon sterben daran, zumeist Ältere. Insgesamt starben europaweit zwischen 2008 und 2012 vier Kinder daran, alle waren 11 Jahre oder älter.

Viele Infizierte haben keine Symptome.

Die Krankheit kann, muss nicht in zwei Phasen verlaufen:

  1. Etwa vier Tage bis zu vier Wochen nach dem Zeckenstich treten bei rund 40 % grippeartige Symptome auf: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen.
  2. Es folgt ein beschwerdefreies Intervall von einem Tag bis zu drei Wochen.
  3. Anschließend entzünden sich bei 5 bis 30 % der infizierten Personen die Hirnhäute, das Gehirn und/oder das Rückenmark.

Folge sind Schläfrigkeit, epileptische Krampfanfälle, Schluck- und Sprechstörungen sowie Lähmungen an Gesicht, Armen und Beinen, teils dauerhaft. Länger anhaltende Gedächtnis- und Verhaltensauffälligkeiten werden bei der Hälfte der erkrankten Kinder beobachtet(3), besonders bei Erwachsenen können Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten und Lähmungen chronische Folgen sein.

Nach dem deutschen Infektionsschutzgesetz sollen die Veranstalter von Ferienlagern über die Bedeutung eines ausreichenden Impfschutzes aufklären (IfSG §34, 10). Was bedeutet das für Hajk oder Zeltlager (= Zeckenkontakt) in einem FSME-Risikogebiet?

Weise im Anmeldeformular auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur FSME-Impfung hin.Kleinkinder vor dem dritten Geburtstag reagieren auf die FSME-Impfung jedoch häufig mit hohem Fieber, Fieberkrampfanfälle sind möglich. Auch wenn das zwar nahezu ohne dauerhafte Folgen bleibt – es steht nicht im Verhältnis zu dem statistisch geringen Nutzen in dieser Altersklasse.

Was ist ein Risikogebiet? Stark vereinfacht zählt ein Landkreis als FSME-Risikogebiet, wenn mehr als eine*r von 100.000 EinwohnerInnen innerhalb von fünf zusammenhängenden Kalenderjahren erkrankte – oder dieses Risiko im Zusammenschluss mit den angrenzenden Landkreisen erreicht. (s. Karte des Robert Koch-Institutes, Epidemiologisches Bulletin vom 29.2.2024)

Zum Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert ein Risikogebiet viel strenger:

Fünf Erkrankte/100.000 pro Jahr – die Grenze liegt also 25x höher als die der STIKO.

Die Impfungen sind für Aufenthalte in deutschen Risikogebieten Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Dreimal geimpft, schützt fast zu 100 %. Auffrischung je nach Alter alle drei bis fünf Jahre (A, D), bzw. alle fünf bis 10 Jahre (CH).

Österreichisches FSME-Auffrischschema NACH einem Zeckenstich: (4)

  • Wurde noch nie oder einmalig innerhalb der letzten 14 Tage geimpft, soll die Erst- bzw. Zweitimpfung erst vier Wochen später erfolgen. Warum nicht gleich impfen? Sind nur noch wenige Antikörper vorhanden, bzw. erst geringe Mengen gebildet, könnten diese durch die Impfsubstanz „abgefangen“ werden, anstatt gegen den Erreger zu wirken.
  • Liegt die erstmalige Impfung schon mehr als 14 Tage zurück, wird innerhalb von 48 Stunden nach dem Stich die zweite Dosis verabreicht. Wurde dieses Zeitfenster verpasst oder ist der Zeitpunkt unklar, dann ebenfalls erst nach vier Wochen. Logistisch ist eine FSME-Impfung am Wochenende beim ärztlichen Bereitschaftsdienst umständlich. Suche besser zu den normalen Sprechzeiten eine hausärztliche Praxis auf, hier ist der Impfstoff in der Regel vorrätig.
  • Nach bisher zwei oder mehr Impfungen wird nach einem Zeckenstich der Schutz nur aufgefrischt, wenn das sowieso fällig wäre, d.h. die letzte Gabe mehr als drei bzw. fünf Jahre her ist.

Zeckentests: Für ca. 45 Euro untersuchen medizinische Labore eine (!) Zecke auf FSME (RNA-Gen-Material). Für Einzelpersonen ist das ohne Wert, denn unbemerkt könnte eine zweite Zecke die Person infiziert haben. Dazu sind Geimpfte sehr gut geschützt, für Ungeimpfte gibt es leider keine gegen die FSME gezielte antivirale Therapie, ein Virennachweis in der Zecke ist damit ohne Konsequenz.

Gut Pfad!

Uli & Römi

Dr. Uli Eiden, VCP Stamm Johannes Gutenberg Mainz, GAB, RP/S

Michael Römer, VCP Stamm Franz von Sickingen Hambach, Neustadt, GNB, RP/S.

VCP-Blog