Unfallverhütung unterwegs

Foto: Johanna Mixsa
  • Weißt Du immer, wo Deine Sipplinge, Wölflis und Gruppenkinder sind?
  • Kennst Du die Unfallgefahren in Deiner Umgebung?
  • Weißt Du, wo Du – für den Notfall – am Lagerplatz Netz für Dein Handy hast?

Ehrlich – wer soll das auf Fahrt und Lager bejahen können? Wir alle atmen frische Luft und Freiheit auf Hajk und Lager. Wölflinge und Sipplinge streifen umher, erkunden die Umgebung, probieren dies und das aus. Wie soll es da 100%ige Sicherheit geben? Trotzdem wollen wir in unserem Erste Hilfe-Blog ein paar typische Gefahrenquellen nennen, um Unfälle zu vermeiden – dann gibt es weniger zu verarzten.

  1. Schnittverletzungen: Da Beile, Äxte und Sägen in unserem Alltag fremd geworden sind, dürfen sie von Wölflingen allenfalls unter Aufsicht benutzt werden. Erkläre den Umgang zusammen mit der Ersten Hilfe in der Gruppenstunde: Gefahren von Klappmessern, Messerspitze immer nach unten halten, nie versuchen, ein fallendes Messer aufzufangen. Messer stets mit dem Griff anreichen. Laufe nicht mit blanker Klinge herum. Habe sicheren Stand beim Schnitzen und bei der Küchenarbeit. Lasse scharfe Messer nicht in der Tiefe des Spülbeckens „auf Beute lauern“, sondern säubere sie als erstes. Verletze dich nicht an den scharfen Schnittkanten von Konservendosen.
  2. Um Geld zu sparen, werden Beile, Äxte und Sägen oft ohne Schnittschutz verkauft. Das ergibt keinen Sinn, erst recht unterwegs. Entweder du kaufst gleich eine Scheide dazu oder du hältst Ausschau nach Leder, Gummi, Hartplastik und Druckknöpfen, aus denen du selbst eine herstellst. Für Bügelsägen bietet sich ein Stück Gartenschlauch an, das spiralförmig aufgeschnitten um das Sägeblatt gewickelt wird. Weder sollte man mit diesen Werkzeugen in der Dunkelheit arbeiten, noch sie nachts draußen herumliegen lassen. Der Platz zum Sägen und Holzhacken muss übersichtlich und ohne Stolpergefahr sein und genügend Sicherheitsabstand besitzen. Ist das Eisen einer Axt oder eines Beils nicht mehr sicher auf dem Stil, dann sortiere es aus, bis du es mit einem professionellen Keil wieder verankert hast. Für den Einsatz von Motorsägen ist ein „Kettensägen-Führerschein“ zwingend notwendig, eine solchen Kurs bieten viele Forstämter an. Ebenso unfallträchtig ist der Einsatz von Kreissägen.
  3. Schwarzzelte: Stelle Kohten besser mit zwei und Jurten mit drei Stangen auf, statt nur mit einer. Kürze überlange Stangen und spanne zu zwei Seiten hin ab. Großkonstruktionen sind nur etwas für erfahrene Teams. Benutze Fäustel (Hämmer) zum Einschlagen von Zeltheringen; Beile beinhalten ein größeres Risiko. Wer über Zeltleinen stolpert und dann mit dem Gesicht oder der Hand auf einem nur teilweise eingeschlagenen Hering landet, kann sich schlimm verletzen. Stecke Tennisbälle auf die Heringe drauf oder versenke sie komplett. Mit einem Seil oder einer Hebeltechnik bekommst du sie wieder raus. Barfußlaufen ist allgemein gesund, hat aber auf dem Lagerplatz erfahrungsgemäß ein großes Verletzungsrisiko.
  4. Die Gasflaschen für den Hockerkocher müssen nach dem Lager in überdachten, abgeschlossenen Käfigen draußen gelagert werden, niemals in Gebäuden, Garagen oder Schuppen, ein offenes Fenster und gute Belüftung reichen nicht aus! Entweicht Gas, besteht in Gebäuden Explosionsgefahr.
  5. Niemals Kopfsprünge in flaches oder unbekanntes Wasser. Sie verursachen 4% aller Querschnittslähmungen. Durch den Kopfaufprall wird das Genick maximal verbogen und bricht. Typischerweise trifft dieses schwere Schicksal unbekümmerte, junge Männer, in Deutschland ca. 70 jedes Jahr.
  6. Vorsicht mit Hüftburgen auf Gemeindefesten! Hopsen Erwachsene mit, dann werden Kinder wie mit einer Wippe herauskatapultiert. Windhosen können die ganze Hüpfburg meterhoch in die Luft tragen. Schwere Stürze sind möglich – Alles schon passiert!
  7. Achte zwanghaft auf die Disziplin im Straßenverkehr, erst recht mit herumwuselnden Wölflingen. Auf kleinen Nebenstraßen rechnen Autofahrer nicht mit „plötzlich“ auftauchenden Wandergruppen. Gehe am linken Straßenrand (bzw. England: rechts), d. h. auf der Gegenseite, um Autos rechtzeitig zu erkennen und als Kolonne, nicht traubenförmig. Abends und nachts tragen der*die Erste und der*die Letzte eine Warnweste, Reflektoren am Rucksack oder ein rotes Flackerlicht. Habe ein solches Licht als Plan B für den Ausfall deiner Fahrrad-Beleuchtung im Rucksack, aber behebe trotzdem jeden Mangel sogleich, ohne Ausnahme.
  8. Fühle dich im täglichen Straßenverkehr nicht zu sicher! In der morgendlichen Hektik passiert viel, mancher tankt schon früh Alkohol, ist sonstwie verkehrsuntüchtig oder tut Dinge, die er nicht soll: Schaut ein Fahrer zwei Sekunden lang auf´s Handy, so legt er bei 50 km/h einen Blindflug von 30 Metern hin.
  9. Trage eine Helm beim Radfahren. Kopfhörer sind im Straßenverkehr schon für Fußgänger ein Risiko, für Radfahrer schnell tödlich. Erst recht mit „noise cancelling“. Schwere Kopfverletzungen („Schädel-Hirn-Tauma“) reißen viele junge Leute aus dem Leben und machen in Deutschland 4000 von ihnen dauerhaft zu Pflegefällen – jedes Jahr! Ohne intaktes Gehirn sind wir mit den komplexen Aufgaben in Beruf und Familie völlig überfordert. Ein Radhelm für 30 Euro kann den Unterschied zwischen einer üblen Hirnverletzung und einem Brummschädel bewirken oder gar nichts.
  10. Berüchtigte Sturzursachen beim Radfahren sind:
  • Hängenbleiben durch „Dooring“: Ein Insasse öffnet plötzlich die Tür eines parkenden Autos, ohne über die Schulter zu schauen und auf nahende Fahrradfahrer zu achten. Halte beim Radfahren deshalb mindestens 80 cm Abstand, um noch ausweichen zu können.
  • Gefährlich ist auch das Wegrutschen bei Nässe – besonders in südlichen Ländern durch glitschigen Staub nach langen Trockenphasen – und auf Straßenbahnschienen.
  • Achte auf die Schnellspanner der Radnaben. Sind sie sicher geschlossen, d. h. fest zugedrückt, so, dass ihr Schriftzug „LOCKED“ oder „CLOSE“ zu lesen ist? Stehen sie dagegen auf „UNLOCKED“ oder „OPEN“ können sie sich beim Fahren lösen und das Laufrad springt aus der Gabel!
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