Europäisches Jugendziel: Räume und Beteiligung für alle

Jugendziel #9 Youth Goals #9

von Clara Drammeh

Wohin soll sich Europa aus Sicht junger Menschen entwickeln? Welche Themen sind wichtig? Und was hat das mit dem VCP und mir zu tun? Die Europäischen Jugendziele – Youth Goals – fassen zusammen, welche Themen junge Menschen in Europa bewegen und was sie von der Politik erwarten.
Um euch die Europäischen Jugendziele näher zu bringen und zu zeigen, wie auch der VCP am Erreichen der Ziele mitwirkt, welche Aktionen bereits am Laufen bzw. in Planung sind und auch, welche Möglichkeiten ihr habt, eure Forderungen und Wünsche an die europäische Politik zu tragen, stellen wir euch dieses Jahr an jedem 11. Tag im Monat eines der Europäischen Jugendziele vor.

Europäisches Jugendziel: Räume und Beteiligung für alle.

Demokratie heißt Beteiligung von allen. Eine funktionierende Demokratie lebt davon, dass Bürger*innen die Politik und Gesellschaft mitgestalten und es ist ihr Recht miteinbezogen zu werden. Das betrifft auch junge Menschen. Leider werden junge Menschen jedoch viel zu häufig nicht genug in Entscheidungsprozesse eingebunden. Dabei ist es wichtig, dass junge Menschen für ihre Themen, Wünsche und Bedürfnisse eigenständig einstehen können und ihre bzw. unsere Zukunft mitgestalten. Das Jugendziel 9 – Räume und Beteiligung für alle, fordert dass junge Menschen auf allen Ebenen befähigt und an Entscheidungsprozessen beteiligt werden.

Als Jugendverband sind wir auf die Meinungen junger Menschen, vor allem junger VCPer*innen, angewiesen, denn unsere Arbeit ist vor allem für sie gedacht und gemacht. Im VCP leben wir nach dem Leitsatz „Jugend leitet Jugend“. Mit diesem Ansatz setzen wir voraus, dass wir bereit sind jungen Menschen Verantwortung zu übertragen und sie früh in die Gestaltung des Verbandes zu integrieren. Aus diesem Prinzip ergibt sich, dass wir junge Menschen auf allen Ebenen befähigen und beteiligen.

Doch wie ermöglichen wir jungen Menschen bei wichtige Entscheidungen mitzubestimmen? Wann klappt das mal gut und wann auch mal nicht?

Gute Jugendbeteiligung?

Gute Jugendbeteiligung ist gar nicht so einfach. Es reicht nicht aus junge Menschen aufzufordern ihre Meinung mitzuteilen oder ihnen einfach in verantwortungsvolle Aufgaben zu übertragen. Um junge Menschen effektiv zu beteiligen ist es notwendig Prozesse zu entwickeln, welche auch langfristig die Beteiligung von jungen Menschen regeln und ermöglichen. Da Jugendbeteiligung nun also im Kern unserer Verbandsarbeit steht, könnte man meinen, dass wir im VCP bereits gute Jugendbeteiligung vorleben. Doch ist das wirklich so?

Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) hat, um die Beteiligung junger Menschen an politischen Prozessen zu stärken, das Projekt Werkstatt MitWirkung ins Leben gerufen. Ziel ist es, konkrete Jugendbeteiligung auf Bundesebene umzusetzen, Jugendbeteiligung weiterzuentwickeln sowie Information zum Themenfeld Jugendbeteiligung bereitzustellen. Im Rahmen dieses Projekts wurde eine Checkliste für gute Jugendbeteiligung entwickelt.

Lasst uns einmal die Punkte gemeinsam durchgehen und überlegen, ob und wie wir die genannten Punkte in VCP bereits umsetzten. Ich werde aus meiner persönlichen Wahrnehmung und Erfahrung heraus ein paar Einschätzungen abgeben. Dabei ist natürlich wichtig zu beachten, dass das Verbandsleben je nach Land, Region/Gau/Berzik oder Ortsgruppe natürlich sehr vielfältig ist und auch dementsprechend unterschiedlich Jugendbeteiligung gelebt wird. Deshalb interessiert mich eure Meinung und Erfahrung! Am Ende der Checkliste findet ihr einen Link, in dem ihr eine Einschätzung über die Erfüllung der Checkliste durch den VCP abgeben könnt. Ich bin gespannt!

  • Machtabgabe – Es gibt tatsächlich was zu entscheiden!
  • Informationen – Junge Menschen werden über ihre Mitbestimmungsrechte aufgeklärt.Jugend leitet Jugend. Oft gehört und oft gesehen. Tatsächlich ist es im VCP durchaus üblich, dass man als Ranger*Rover und manchmal sogar schon in der Pfadfinder*innenstufe anfängt eine eigene Gruppe zu leiten oder einer Gruppenleitung assistiert. Häufig sind dadurch auch junge Menschen in den Gruppenleitungsrunden integriert und wirken so auch bei der Stammesgestaltung mit. Besonders gut funktioniert hier auch der Aspekt des Befähigen. Durch unseren methodischen Ansatz „Learning-By-Doing“ bieten wir jungen Menschen die Möglichkeit an ihren Aufgaben zu wachsen. So erhalten sie früh die notwendigen Kompetenzen, um aktiv das Verbandsleben mitgestalten zu können und Leitungsaufgaben auf allen Ebenenen zu übernehmen.Doch wie werden junge Menschen außerhalb von Leitungsfunktionen eingebunden? Einige Stämme lassen alle Gruppen am Stammesthing, der jährlichen Mitgliederversammlung des Stammes, teilnehmen und entscheiden dort wichtige Entscheidungen gemeinsam. Andere Stämme haben eine Art Sippensprecher*in welche in der Stammes-/Gruppenleitungsrunde die Wünsche und Bedürfnisse der jeweiligen Sippe vertritt. So wird versucht bei wichtigen Entscheidungen möglichst alle miteinzubeziehen. Doch auch das klappt nicht immer oder nicht überall. Manchmal liegt auch viel Entscheidungsmacht bei der Stammesleitung oder anderen zuständigen Leitungen für bestimmte Aufgaben.Wie schaut es mit der Beteiligung von jungen Menschen auf anderen Ebenen des VCPs aus? Auch hier finden wir einige junge Menschen in Leitungsfunktionen. Das bordeauxfarbene Halstuch lässt sich auf so einigen Bildern von Regions- oder Landesleitungen wiederfinden. In manchen Regionen oder Ländern gibt es Stufenvertreter*innen, welche die Interessen ihrer jeweiligen Stufe einbringen und stellvertretend in Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden. Aber, auch das ist nicht unbedingt die Regel. Und vor allem wenn man sich die Bundesversammlung einmal anschaut sieht man, dass das lilafarbene Halstuch, so manch einer vielleicht auch mit dem alten blauen Halstuch, die Gruppenbildlandschaft prägt. Zwar gibt es junge Menschen in Verantwortungsbereichen wie der Bundesleitung und dem Bundesrat, doch potentiell mehr Beteiligung von jungen Menschen wäre auch hier durchaus möglich und wünschenswert.Welche Beteiligungsformate im VCP kennst du? Habt ihr eine Strategie junge Menschen mit in Entscheidungsprozesse einzubringen? Wie ist das eigentlich mit der Wölflingsstufe, sind sie zu jung, um mitentscheiden zu können?
  • Beteiligung ist für alle! – Die Vielfalt der Lebenswelten junger Menschen wird berücksichtigt.Alle Akteure sind von Anfang an beteiligt – junge Menschen wählen für sie relevante Themen aus.
  • Fit machen – Die Beteiligten werden für Partizipation qualifiziert.
  • Zielgruppengerecht – Die Mitbestimmungsmethoden sind attraktiv und passend.Ob der VCP ein vielfältiger Verband ist kommt ganz darauf an um welchen Aspekt es genau geht und wen man fragt. Wenn es um die Vielfalt der beteiligten jungen Menschen geht, würde ich sagen muss der VCP noch ein ganzes Stück an sich arbeiten. Die oben aufgeführten Punkte zeigen, es gibt im VCP einen sehr konkreten Weg das Verbandsleben mitzugestalten. Und zwar wenn man eine Leitungsfunktion innehat.

    Gruppen-,Stammes-,Regions-,Landes- und Bundesleitungen haben alle die Möglichkeit Dinge im Verband zu gestalten, bewirken und zu verändern. Ebenso, wenn auch zeitlich im anderen Umfang, haben Delegierte oder Vetreter*innen die Möglichkeit an Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden. Zum Beispiel wenn man an einer Regions-,Landes- oder Bundesversammlung teilnimmt. Selbst am Lagerrat nimmt meistens nur die Vertretung einer Gruppe teil. Doch was ist mit allen anderen? Natürlich geht man im Regelfall davon aus, dass Delegierte/Vertreter*innen im Sinne der Gruppe, die sie repräsentieren, handeln.Es ist klar, dass man nicht immer alle Fragen bzw. gleichermaßen in Entscheidungen miteinbeziehen kann. Doch Jugendbeteiligung ist nicht immer nur „gemütlich“ bzw. ganz leicht umsetzbar. Die Frage ist, ob es nicht manchmal auch andere Wege und Möglichkeiten gibt eine breitere Masse in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen. Oder zumindest die Frage danach, wie man trotzdem allen die Möglichkeit gibt gehört zu werden oder Feedback geben zu können. Auch wir sollten uns diese unbequemen Fragen im VCP stellen und unsere Delegationssysteme einmal kritisch hinterfragen und überlegen, wen bzw. welche Ideen, meinungen und Ansichten wir durch unsere momentan etablierten Prozesse verlieren. Denn wer sind die Menschen die keine Leitungsfunktion im VCP inne haben (werden oder wollen) oder die nicht an Versammlungen teilnehmen (können oder wollen) und was sind ihre Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse? Auch sie haben das das Recht beteiligt zu werden, wenn gute Jugendbeteiligung unser Anspruch ist.

  • Klarheit – Entscheidungsspielräume, Abläufe und Ergebnisse sind transparent.
  • Wirkung – Die Ergebnisse werden zeitnah umgesetzt und sind nachvollziehbar.Nicht alle junge Menschen können oder wollen an Entscheidungsprozessen teilhaben, manchmal ist es auch nicht möglich. Was trotzdem notwendig ist sind transparente Arbeitsweisen, das erklären von Verfahren, das sichtbar machen, wie man zu einem Entschluss gekommen ist und vor allem Ergebnisse zu kommunizieren. Nur so können Entscheidungsprozesse für alle nachvollziehbar gemacht werden.Aus meiner Erfahrung erfährt man im VCP (fast) alles was man Wissen möchte… wenn man nachfragt. Das proaktiv Entscheidungsprozesse Teil der Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden passiert unterschiedlich intensiv. Manche Versammlungen haben vielleicht einen Livestream oder einen Liveticker, durch welchen Mitglieder live Entscheidungsprozessen begleiten können, manchmal werden wichtige Änderungen in den Verbandszeitschriften erklärt und manchmal gibt es Stammesinformationsabende an denen die neuesten Entwicklungen besprochen und erklärt werden. Auch hier lohnt es sich neue Strategien zu überlegen und auszutesten. Vor allem Soziale Medien oder andere Internetauftritte ermöglichen es uns viele Mitglieder und teilweise auch die Öffentlichkeit zu erreichen und unsere Prozesse transparent und nachvollziehbar zu machen wo es sinnvoll ist. Auch auf Bundesebene werden hier neue Strategien entwickelt und ausgetestet. Doch bekannter Weise ist vor allem der Weg von Bundes- zu Ortsebene besonders lang und steinig. Auch hier brauch es transparentere Verfahren und vor allem engere Kommunikationswege, um vor allem alle Mitglieder des VCP erreichen zu können.
  • Partizipation braucht Ressourcen – Budgets sind an die vielfältigen Ansprüche an Beteiligung angepasst.
  • Zeit – Es steht ein angemessener Zeitraum zur Verfügung.
  • Reflexion – Partizipation wird evaluiert und dokumentiert.

Wenn man die Checkliste schritt für schritt durch geht merkt man, dass auch im VCP Jugendbeteiligung noch nicht perfekt läuft. Vor allem die ortsabhängige vielfältige Verbandsgestaltung ermöglicht es jeder Ebene eigene Strategien für mehr Jugendbeteiligung einzuführen, auszutesten und zu etablieren.

Auch Bundesebene haben wir zum Thema Beteiligung mit Amtseintritt der neuen Bundesleitung eine neue Baustelle rund um das Thema Beteiligung eröffnet. Gleich zwei Refarate (Referat Kommunikation & Partizipation und Referat Demokratieförderungen) setzen sich ganz explizit mit der Überarbeitung bestehender und der Erarbeitung neuer Beteiligungsformate auseinander, um mehr VCPer*innen die Möglichkeit zu bieten aktiv an der Gestaltung des Verbandsleben teilnehmen zu können. Ganz konkret findet auch passend zum Thema momentan ein Wettbewerb statt, bei dem ihr eure Ideen für mehr Beteiligung einbringen könnt: Mitreden. Mitentscheiden. Mittun.

Redet mit uns! Und sagt uns, zu welchen Themen und Entscheidungen ihr gerne beteiligt werden möchtet. Wollt ihr das Thema des Bundeslagers mitbestimmen? Direkt eure Meinungen zu Anträgen an die Bundesversammlung kundtun? Ein Schwerpunktthema für den VCP festlegen?

Macht uns einen konkreten Vorschlag, wie direkte Mitbestimmung umgesetzt werden kann. Wie kann jede*r egal ob Gruppenkind oder Stammesleiter*in – Entscheidungen beeinflussen und mit treffen?

Ihr könnt als Einzelperson teilnehmen oder als Gruppe.
Sendet Eure Beiträge an wettbewerb@vcp.de. Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2020. Wir freuen uns auf eure Ideen!

Mehr Infos findest du unter

Mitreden. Mitentscheiden. Mittun.

Bloß nicht vergessen – Beteiligung muss Spaß machen!

„Ach du bist in der Bundesleitung? Na dann bist du ja jetzt nur noch Gremienpfadi. Dir macht das diskutieren vielleicht Spaß, aber ich bin in meiner Freizeit lieber richtige*r Pfadfinder*in.“

Dass es nicht jede*m Spaß macht sein Wochenende in einem Sitzungssaal zu verbringen kann ich nachvollziehen, dafür gibt es ja die ganz hartgesottenen, sitzungsunterlagewälzenden, tagesordnungsfüllenden, motivationsgeladenen Papierpfadis. (Nicht dass es tatsächlich einen Unterschied zwischen Gremien- und „normalen“ *zwinkersmiley* Pfadfinder*in gibt.) Trotzdem heißt es nicht, dass es keinen Spaß macht an Entscheidungsprozessen beteiligt zu sein. Die Frage ich, wie können wir Entscheidungsprozesse entwickeln, bei denen man auch Lust hat mitzumachen? Hast du eine Idee? Denn für Beteiligung und vor allem sollte es

Klicke hier auf den Link, um deine Sicht der Dinge zu teilen. Was ist deine Einschätzung zu Jugendbeteiligung im VCP? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

https://forms.office.com/Pages/ResponsePage.aspx?id=e2bgd-v6j0OaqqtnAu-AFKp_uoOuyiVGujZ-gJ2UT4JUMTdYWDlOR0MwVEtMSFQ1NzhPOTlJUlBFNy4u

Quellen:

https://mitwirkung.dbjr.de/wp-content/uploads/2018/02/DBJR_Werkstatt-MitWirkung_Flyer-Jugendbeteiligung_WEB.pdf

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