SOS – Person über Bord!

Foto: Seepfadfinder aus Israel Jule Lumma

Von Verena Kunberger

Raue See, hohe Wellen, starker Wind. Du stehst am ­Steuer eines Bootes und versuchst nicht vom Kurs abzukommen. Plötzlich hörst du hinter dir jemanden rufen: „Person über Bord!“. Du musst schnell reagieren und ein Manöver fahren, um die Person wieder aufzunehmen.

Wenn das nicht gelingt, muss die Seenotrettung verständigt werden. In Deutschland ist das die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die Koordination für Seenotfälle liegt bei der Seenotleitung in Bremen, die die Notrufe auf Nord- und Ostsee erhält und die notwendigen Maßnahmen einleitet. Im Jahre 2018 hatten sie 2156 Einsätze – 365 Menschen wurden gerettet.

Eine gute Vorbereitung der Bootstour kann so manchen Notfall verhindern. Sehr wichtig ist dabei ein aktueller Wetterbericht, denn das Wetter auf See kann sich von dem an Land unterscheiden oder schnell umschlagen. Wer vorher informiert ist, kann sich darauf vorbereiten oder im Hafen bleiben.

Tritt doch ein Notfall auf, gilt wie an Land Ruhe bewahren und die Rettungskräfte verständigen. Dann können weitere Maßnahmen wie erste Hilfe folgen. Natürlich sollte jede*r auch wissen, wie bei verschiedenen Notsituationen reagieren werden sollte. Denn ein Feuer an Bord verlangt nach anderen Maßnahmen wie eine Person, die über Bord gegangen ist, oder ein medizinischer Notfall. In Deutschland benötigt man einen Führerschein, um Boote ab einer gewissen Motorstärke auf Binnengewässern und auf See führen zu dürfen. Dafür ist auch ein Grundwissen über Seenotfälle notwendig. Auf See ist es wichtig zu wissen, wie man reagieren muss. Denn es kann lange dauern bis Hilfe vor Ort ist.

Auch bei den Pfadfinder*innen gibt es Gruppen, die zur See fahren. Sie heißen Seepfadfinder*innen. Die meisten gibt es in den Niederlanden, Schweden und Polen. Auch unsere Freunde in Israel haben Seepfadfinder*innen. In der Europaregion von WOSM und WAGGGS sind es insgesamt etwa 95 000 Seepfadfinder*innen.

3 Fragen an …

Philipp Pertl von den Pfadfinder und Pfadfinderinnen ­Österreich (PPÖ), aktiv bei den Seepfadfinder*innen.

Von Jule Lumma

anp: Philipp, wie kam es dazu, dass du mit der Arbeit mit Seepfadfinder*innen gestartet bist?

Philipp: Ich war am Neusiedler See schon immer mit meiner alten Pfadi-Gruppe aus Wien, also quasi den „Landpfadfindern“. Da kam irgendwann die Idee, warum man nicht eine Gruppe direkt am See aufmacht, die eben mehr segeln geht. So bin ich in das Fahrwasser des Seepfadfindens gelangt und habe mich dazu informiert. Von 300 Gruppen in Öster­reich sind zehn See-, Wasseroder Flusspfadfinder*innen-­ Gruppen.

anp: Was machen Seepfadfinder*innen?

Philipp: Wir machen genau das selbe Programm wie alle Pfadfinder*innen. Wir haben jede Woche unsere Heimstunde. Wir machen Lager, sind aber mehr am Wasser unterwegs. Das heißt, wir zeigen den Kindern das Bedienen eines Segelbootes.

anp: Die Pfadfinder*innengesetze sind die gleichen?

Philipp: In Österreich haben wir acht Pfadfinder*innengesetze. Das neunte ist bei uns zusätzlich: „Die*Der Seepfadfinder*in hat immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.“ Das heißt nichts anderes, als dass man gut vorbereitet auf einen Törn geht,
Ausrüstung dabei hat, Erfahrung hat, um sich auch im Notfall zurecht zu finden.

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