Pfadfinden international – Olá aus Brasilien

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von Thaìs Querioz

Ist Pfadfinden überall gleich? Na ja, irgendwie schon. Pfadfinden ist überall gleich und gleichzeitig ist es auch super verschieden. Ich bin im Alter von sechs Jahren meiner lokalen Pfadigruppe im Süden Brasiliens beigetreten, da mein älterer Bruder schon dabei war und ich auch jeden Samstag Spaß haben wollte – so wie er!

In Brasilien treffen sich fast alle der mehr als 1.200 Ortsgruppen samstags. Jede Altersgruppe hat ihre eigenen Aktivitäten, aber an einem gemeinsamen Ort, manchmal mit einem gemeinsamen Anfang und Ende. Jede Gruppe hat einen eigenen Gesang, den ihrer Sippen und Meuten. Die Jungpfadfinder*innen sind zwischen sechs und zehn Jahren alt (lobinhas/lobinhos), dann kommen die Pfadfinder*innen (escoteiras/escoteiros) mit etwa elf bis 14 Jahren, dann die Oberpfadfinder*innen (guias/seniors), zwischen 15 und 17, und wenn man 18 wird, wird man Rover (pioneiras/pioneiros).

In Deutschland treffen sich die Pfadis in kleinen Gruppen unter der Woche. Das fand ich zuerst komisch, denn in Brasilien finden die Aktivitäten meistens in „Troops“ statt, die aus jeweils 4 „Patrols“ zwischen sechs bis neun Mitgliedern bestehen. Auf diese Weise können wir viele Spiele zusammen machen, bei denen es mehr Leute benötigt. Wenn wir 18 werden und dem Rover-Clan beitreten, werden wir zu einer großen Gruppe. Dann arbeiten wir in „Projekten“, manchmal zusammen mit anderen Clans, aber nicht immer. Das ist zum Beispiel etwas, das es mir ermöglichte, weiterhin Teil der Gruppe in meiner Heimatstadt zu sein, auch wenn ich für die Universität in ein anderes Bundesland zog. Gleichzeitig fühlte ich mich sicher genug, um mich einfach einer anderen Gruppe in Rio de Janeiro anzuschließen. Ich wusste, dass ich weiterhin Pfadfinderin sein konnte, trotz aller Unterschiede in der Arbeitsweise.

Jetzt, wo ich nach Deutschland gekommen bin, sind die Unterschiede noch zahlreicher und größer. Beispielsweise ist die Länge der Lager unterschiedlich. In Brasilien ist das Bundeslager, welches alle vier Jahre stattfindet, das längste Lager mit sechs Tagen. Sonst sind es oft viertägige Lager. Ein anderer Unterschied ist, dass ausschließlich Erwachsene die Leitung übernehmen. So können die Jugendlichen die Zeit als Teilnehmer*in genießen. Gleichzeitig werden die Kinder und Jugendlichen bei zu treffenden Entscheidungen mit einbezogen.

Letztendlich waren es beide Male, als ich auswanderte, die Pfadfinderei, die mir mein erstes Zuhause bot. Durch die Pfadfinder*innen habe ich mich integriert gefühlt. Ich wusste, dass ich zelten gehen kann, wenn ich Kontakt zur Natur brauchte. Ich wusste, dass die Menschen um mich herum die gleichen Werte teilen und den Willen Pfadfinden international haben, diese Welt besser zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben.

Es spielt also keine Rolle, welche Farbe das Tuch um meinen Hals hat, ob die Lieder mit oder ohne Gitarrenbegleitung gesungen werden, oder ob die Struktur der Treffen ganz anders ist. Was zählt, ist, dass wir Brüder und Schwestern des Ideals sind. Und unabhängig vom Kontinent sind wir alle Pfadfinder*innen.

Hier ein paar Eindrücke:

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