Was wir sein lassen sollten

Foto: Benedikt Bahl

… und stattdessen tun sollten.

von Arno Schäfer für die Fachgruppe TRUDE

Der VCP hat eine ganz eigene Geschichte und ist stark verwurzelt in seiner Kultur und seiner Struktur. Das ist wichtig für das Funktionieren eines so großen und heterogenen Verbandes und stiftet gemeinsame Identität und Bindung. Doch ausgetretene Pfade können auch Fesseln sein. Gerade dann, wenn man große Schritte nach vorne machen möchte und Veränderung notwendig wird!

Damit uns die Entwicklung des VCP gelingt, müssen wir mutig sein und Dinge verändern – in unserem Umgang, unseren Strukturen, unserem Denke und Handeln.

Weniger planen, mehr machen!

Wir sollten nicht planlos handeln. Aber wir sind auch gut darin, uns im Planen zu verlieren. Pfadfinden heißt aber “learning by doing“. Wir sollten es angesichts großer Ziele wagen, Neues auszuprobieren und dabei vielleicht auch mal Fehler zu machen.

Die Bundesleitung hat im ersten Teil ihrer Wachstums-Strategie beschlossen, die Stämme zu stärken. Damit steht die Richtung fest. Jetzt kommt die Zeit für konkrete Konzepte und deren Umsetzung. Die Zeit, in der sich etwas bewegen muss. Und auch wenn nicht jeder Schritt nach vorne geht, ist er besser getan als nur gedacht. Nur so lernen wir, wie wir bei Pfadfinder*innen lernen: durchs Tun!

Weniger verängstigen, mehr begeistern!

Wir stehen vor vielen großen und kleinen Herausforderungen, die uns manchmal unbezwingbar erscheinen. „Wir wollen wachsen und haben doch kaum Ressourcen – wie soll das gehen?“ In Scouting for Boys schrieb B.P. schon 1908: „Ein Pfadfinder lächelt und pfeift in allen Schwierigkeiten.“ Lasst uns das beherzigen und frohen Mutes und mit Begeisterung gemeinsam die vor uns liegenden Aufgaben angehen.

Weniger selber machen, mehr vertrauen!

Man muss nicht alles selber machen. Es sind sonst immer die gleichen Nasen, die in der Bütt stehen. Etwas mehr Vertrauen ineinander kann Entlastung schaffen. Im VCP wird vieles doppelt und dreifach getan – „weil es nur gut wird, wenn man es selber macht?“  Lasst uns einerseits einander mehr vertrauen und andererseits schauen, was es von anderen schon gibt, statt selber das Nadelöhr zu sein!

Weniger Ego, mehr Gemeinwohl!

Gerade in den Gremien des VCP, wo diskutiert und beraten wird, darf nicht vergessen werden, dass es nicht um uns selbst geht, oder unsere Ideen und Vorstellungen von Pfadfinden.

Wir sind Teil einer weltweiten Erziehungsbewegung und unsere Wirkung entfalten wir bei den Kindern und Jugendlichen in unseren Gruppen – that’s where the magic happens! Stellen wir uns und unsere Sicht der Dinge also auch mal zurück, hinter unser gemeinsames Erziehungsziel die Entwicklung junger Menschen zu engagierten und verantwortungsbewussten Menschen, die unsere Gesellschaft gestalten und positiv verändern.

Weniger wollen, mehr erreichen!

Als großer, heterogener Verband arbeiten wir über alle unsere Ebenen hinweg, mit einem sehr breiten Angebot und an vielen Themen gleichzeitig. Damit versuchen wir den vielfältigen Bedürfnissen unserer enorm unterschiedlichen Mitglieder gerecht zu werden. Doch müssen wir uns fragen, ob wir für all das tatsächlich ausreichend Ressourcen haben, oder ob wir mit einem kleineren Angebot doch mehr erreichen können. Wir brauchen Prioritäten, denn nur wenn wir nicht alles auf einmal wollen, schaffen wir es tatsächlich auch Dinge zu bewegen.

Weniger nehmen, mehr bekommen!

In der Vergangenheit, und zum Teil bis heute, haben viele engagierte Menschen im VCP erfahren müssen, wie einnehmend ihr Engagement sein kann. Darüber haben sicher auch einige die Lust verloren, sich weiter im VCP einzubringen. Wir brauchen eine Veränderung der Ehrenamtskultur im VCP. Wer den kleinen Finger reicht, sollte sich sicher sein können, dass ihm nicht die ganze Hand genommen wird. Es gilt, die Bereitschaft und die Dauer von ehrenamtlichem Engagement im VCP auszubauen, durch positive Erfahrungen: Es macht Spaß Verantwortung zu übernehmen und es lässt ausreichend Raum für alles, was einen (jungen) Menschen sonst noch bewegt – Familie, Freunde Karriere und Freizeit.

Ganz sicher ist es der viel schwerere Teil an Veränderung Dinge sein zu lassen. Doch ist es enorm wichtig, um nicht irgendwann vor lauter Dingen, die getan werden müssen, frustriert die Flinte ins Korn zu werfen und nichts mehr zu schaffen. Also lasst uns anfangen, oder aufhören? Ihr wisst, was ich meine!

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