Willkommen im Endzustand – wenn wir keine Spuren hinterlassen (hätten)

Foto: anp_Miriam Lochner

von Sören Bröcker

Wir Pfadis lieben das Abenteuer, die stetige Veränderung, neue Erfahrungen, neue Menschen, die Natur. Wir wollen Dinge anpassen, sie verändern – wir wollen Spuren hinterlassen. Wenn wir Menschen bei den Pfadis fragen, was sie am meisten lieben, ist es oft, das Draußensein in der Natur. Ich stelle mir dabei immer wieder die Frage, warum wir von Natur sprechen, obwohl wir nur in den Stadtpark gehen oder mit dem Fahrrad zwischen Wiesen und Feldern fahren. Ist es nur eine Definitionssache oder geben wir uns tatsächlich damit zufrieden, dass eigentlich nichts mehr wirklich natürlich ist?

Wir Menschen beeinflussen und gestalten die Welt mit allem, was wir tun. Wie sehe es aus, würden wir Menschen keine Spuren hinterlassen?

Im Laufe der Zeit bildet die Natur an jedem Ort auf der Welt einen relativ stabilen Endzustand. Pflanzen und Tiere kommen dort in einem allgemeinen Gleichgewicht vor. Dieser Endzustand wird auch als Klimaxvegetation bezeichnet. Es gibt Tiere und Pflanzen in allen Altersklassen, die Vegetation harmoniert in einem natürlichen Ökosystem. In Deutschland hätten wir in einem Endzustand an sehr vielen Standorte üppige Buchenwälder, mit einer großen Tier- und Pflanzenwelt. Auf Sandböden würden Eichen stehen, in den Gebirgen (meist über 1000 m) fänden wir Tannen oder Fichten. Auch würden zum Beispiel wieder Wölfe und auch Elche bei uns leben.

Dadurch, dass der Mensch einen großen Einfluss auf die Umwelt hat, gibt es nur wirklich wenige Orte, an denen wir uns im biologischen Endzustand befinden. Meist wird davon ausgegangen, dass trotz des menschlichen Einflusses naturnah bewirtschaftete Wirtschaftswälder der Klimaxvegetation sehr nahekommen. So sollen zum Beispiel unsere Nationalparks dafür sorgen, dass wir wieder natürliche Räume gewinnen, in der die Natur ganz ungestört Natur sein kann und die biologische Vielfalt sich voll ausprägen kann. Doch weltweit gesehen gibt es solche ungestörten Orte immer seltener – auch der anthropogene Klimawandel leistet hierbei sein Übriges.

Wir Pfadis wollen eines Tages die Welt ein wenig besser hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben. Da gibt es stets viel zu tun. Der Natur täten wir dabei jedoch auch einen riesigen Gefallen, wenn wir nicht überall unsere Spuren hinterlassen, sondern ihr einfach den eigenen Raum geben, den sie braucht. Die Natur kann „stabil“ sein und gerade dann ist sie am besten gegenüber Umwelteinflüssen und Störungen gewappnet. Die Natur ist so großartig – sie braucht unsere Spuren nicht (überall).

Du möchtest mehr zur Klimaxvegetation erfahren?

Dann schau hier:

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/klimaxvegetation/36355

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Klimaxvegetation

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