Buchrezension „Harry Potter Kreativ- und Bastelbuch“  

Foto: Carlsen

von Jonna Wilhelm

Das „Harry Potter Kreativ- und Bastelbuch“ von Lindsay Gilbert ist, im wahrsten Sinne des Wortes, magisch. Es erschien am 28.11.2022 im Nelson Verlag und ist eine Mischung aus abwechslungsreichen Koch- und Bastelideen und spannendem Hintergrundwissen zum Entstehungsprozess der Harry Potter Filme.   

Gilbert untergliedert ihr Buch in die vier Jahreszeiten und ordnet diesen Kapiteln passende Kreativideen zu. Begleitet werden diese immer von kleinen Illustrationen und einem kurzen Einstieg in den Kontext der Anleitung. Dabei bezieht sie sich sowohl auf die Bücher als auch auf die Filme und verknüpft die Bastelideen mit passenden „Harry Potter“ – Zitaten und Backgroundwissen über die Entstehung einzelner Requisiten, die Dreharbeiten oder über einzelne Charaktere. 

Die Anleitungen sind dabei eine gute Mischung aus schönen Deko-Elementen, praktischen Gegenständen, wie Lippenbalsam in Form der Bälle aus dem Spiel „Quidditch“ und Rezepten.  

Die meisten Bastelideen sind mit wenigen und einfach zu besorgenden Utensilien umzusetzen, einige wenige bedürfen jedoch spezieller Hilfsmittel oder Zutaten, bei denen sich die Frage der Nachhaltigkeit stellt: Wie sinnvoll ist es, für einmal Lollis machen ein Zuckerthermometer zu kaufen?  

Einige Anleitungen setzten weiterhin den Besitz von verschiedenen Geräten, wie dem einer Nähmaschine voraus. 

Alles in allem ist es ein schön gestaltetes Bastelbuch mit vielfältigen Ideen, die verschiedene Altersgruppen ansprechen und für jeden Geschmack etwas bieten.  

Man sollte sich jedoch auch damit beschäftigen, was hinter diesem Buch steht. 

Obwohl J.K. Rowling die Rechte an ihren Figuren an Warner Bros. abgegeben hat, verdient sie durch ihre Verlagsrechte an den Büchern immer noch Geld mit allem, was zum „Harry Potter – Universum“ veröffentlicht wird.  

Aber warum ist das problematisch?  

Wie ihr vielleicht bereits in dem Artikel „Harry Potter und die Transfeindlichkeit“ von Lena Simosek und Rebecca Haugwitz gelesen habt, nutzt J.K. Rowling ihre Reichweite um auf Twitter trans*feindlichen Content zu veröffentlichen. 

Doch das ist nicht alles. Rowlings Bücher werden immer dafür gelobt, dass sie Werte, wie Freundschaft und Zusammenhalt vermitteln.  

Aber auch in ihren Büchern werden problematische Inhalte vermittelt.  

Ein Aspekt, der recht offensichtlich ist und doch selten auffällt, ist die deutliche Fettfeindlichkeit. Übergewicht wird mehrfach in Verbindung mit negativen Eigenschaften, wie dumm, hässlich, gemein und minderwertig gebracht. Das trifft jedoch nicht nur die Antagonisten, sondern auch „gute“ Charaktere, die als tollpatschig und dümmlich dargestellt werden. (Umbridge, die Dursleys, Hagrid, Neville)  

Dem gegenüber stehen die „schlanken“ und damit guten und intelligenten Charaktere (Held*innen).  

Wobei man hier auch unterscheiden muss zwischen zwei Geschlechtern. Denn die Charaktere, die hauptsächlich die Handlung vorantreiben, sind fast nur Männer. Während Frauen extremen Stereotypen einer guten, zarten, bescheidenen und ruhigen Person entsprechen. Sie existieren auch kaum eigenständig, sondern fast ausschließlich neben einem Mann und entwickeln sich nur durch ihn weiter.  

Alle weiblichen Charaktere, die nicht diesem Schema entsprechen sind verrückt, auf der Seite des Bösen und werden auch wieder als minderwertig dargestellt. 

Weiterhin ist die „Harry Potter“ Reihe von vielen rassistischen Stereotypen und Narrativen durchzogen. So zum Beispiel der Fakt, dass in der Zaubererwelt einige Wesen zum Herrschen und andere zum Dienen geboren sind. Dass Hauselfen die „dienende Rasse“ sind und das scheinbar auch noch gut finden, unterstützt die Verharmlosung von Sklaverei durch das rassistische Bild der „glücklichen Sklaven“.  

Sicherlich werden diese Werte nicht in dem Bastelbuch vermittelt und es hat auch sonst keine problematischen Inhalte. Aber man sollte sich mit der Frage auseinandersetzten, ob man jemanden wie Rowling unterstützen möchte oder das Werk von der Autorin trennt. Zumal sie nicht die Autorin des Buches ist und nur als Inhaberin der Verlagsrechte mitverdient.  

Ob ihr euch das Buch kauft oder nicht, denkt über die verschiedenen Pro- und Kontraargumente nach und lest gerne auch noch einmal den Artikel von Lena und Rebecca.  

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