Rezension: Letzte Wege in die Freiheit

Foto: S. Hirzel Verlag

Sechs Pfadfinderinnen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Autor: Thomas Seiterich

Hirzel Verlag

Das Verhalten von Pfadfinder*innen im Nationalsozialismus – Kollaboration, Resignation oder Widerstand – ist ein bis heute emotional diskutiertes Thema im VCP und unter deutschen Pfadfinder*innen insgesamt. Thomas Seiterich lenkt mit seinem Buch den Blick auf einen Aspekt, der in den Debatten bisher wenig Beachtung fand: Auf den Widerstand von Pfadfinder*innen in den von Deutschland besetzten oder annektierten Gebieten.

Konkret geht es in Seiterichs Buch um sechs französische, katholische Pfadfinderinnen aus dem Elsass. Das Elsass wurde im Gegensatz zum Rest Frankreichs vom Deutschen Reich annektiert und sollte germanisiert werden. Die sechs Protagonistinnen beteiligten sich am Widerstand gegen dieses Regime, indem sie Regimegegnern, Juden, Kommunisten und Kriegsgefangene bei ihrer Flucht aus dem Elsass in die Schweiz und in den nicht besetzten Teil Frankreichs verhalfen. Dabei führten jeweils zwei Pfadfinderinnen ganze Gruppen von Flüchtlingen über die grüne Grenze an den deutschen Patrouillen vorbei. Dabei halfen ihnen ihre Kenntnisse über die Orientierung im Gelände, die sie als Pfadfinderinnen gelernt hatten. Motiviert waren sie durch Gesetz und Versprechen der katholischen Pfadfinderinnen, aus dem sie die Notwendigkeit der Fluchthilfe ableiteten.

Diese Geschichte ist keine Erfindung, sondern beruht auf historischen Wahrheiten, wie der Autor in seinem Vorwort betont. Für die Recherche hat er die Pfadfinderinnen interviewt, die Anfang des 21. Jahrhunderts noch gelebt haben.

Herausgekommen ist ein Buch, das ein sehr spannendende und wichtige Themen aufgreift, die in Deutschland bisher kaum Beachtung findet: Der Widerstand gegen das Hitler-Regime durch im annektierten Elsass, die Rolle von Frauen in der Resistance und Widerstandshandlungen, die durch pfadfinderische Fertigkeiten ermöglicht und pfadfinderischen Werte motiviert waren.

Leider wird die Darstellung diesen Themen nicht gerecht: Die Geschichte ist nicht chronologisch erzählt, immer wieder springt der Autor zwischen verschiedenen Zeitebenen – während des Widerstands, davor, nach der Verhaftung, nach Kriegsende, Gegenwart – und schiebt immer wieder Informationen ein, so dass es schwierig ist, der eigentlichen Handlung zu folgen. Zudem werden alle Aspekte der Geschichte mindestens zweimal, oft sogar noch häufiger beschrieben, weshalb man ständig das Gefühl hat, beim Umblättern aus Versehen ein paar Seiten nach hinten gerutscht zu sein.

Für alle, die die nötige Geduld und Konzentration aufbringen und sich für Pfadfinder*innen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus interessieren, ist es dennoch eine lohnende Lektüre.

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