Stimmen zum World Scout Jamboree in Südkorea 2023

Foto: Sebastian Humbek

Wer bist du?
Steffi aus Württemberg (VCP-Ehningen)

Deine Aufgabe auf dem Jamboree?
Alles rund um das BLACKMAGIC. Das deutsche Foodhouse. Unsere Aufgabe war es, allen Pfadfinder*innen die deutsche Pfadfinder- und Essenskultur näher zu bringen. Von Schwarzzelten über Kässpätzle und Bier bis Singerunden.
Schönstes Erlebnis?
Unsere Eröffnung: Die gigantische Jurtenburg steht! Stolz eröffnen wir am Abend das deutsche Foodhouse. Die ersten internationalen Gäste bestellen den Klassiker: Weißwurst, Brezel, süßer Senf und Bier. In den darauffolgenden Tagen beobachten wir zahlreiche, staunende Blicke hoch zu unserer Zeltkonstruktion und erhalten viele liebevolle Worte über unsere Gastfreundschaft und Speisen.
Was hat dich überrascht?
Unsere Ankunft auf dem Lagerplatz. Statt unserem Material-Container empfängt uns ein heftiger Regenschauer und wir stehen schon bald knöcheltief im Schlamm. Die Moskitos zerbeißen uns und die Suche nach einer Toilette mit Strom und Wasser bleibt erfolglos. Was für ein Start 🙂
Spannendste Begegnung?
Wir kommen zurück vom Abendessen. Der zuvor mit harter Arbeit trockengelegte Boden im BLACKMAGIC steht großflächig unter Wasser. Was ist passiert? Rohrbruch im rechten Außenflügel! Schnell werden die koreanischen Arbeiter informiert und kurz darauf steht ein kleiner Bagger mitten unter unseren Jurten. Im Dunkeln wird ein metertiefes Loch gegraben und die Wasserleitung wird noch in der Nacht geflickt. Die Koreaner sind hilfsbereit und teilen herzlich ihre mitgebrachten Pommes und Cola von McDonalds mit uns.

Wer bist du? Ich bin Hanna und bin 15 Jahre alt und seit 8 Jahren bin ich aktiv bei den Pfadfinder*innen.
Ich gehöre zu dem Stamm der Turmfalken Naunhof. Im Sommer 2023 habe ich am World Scout Jamboree teilgenommen.

Schönstes Erlebnis? Viele Erlebnisse, Angebote, Erfahrungen und imposante Momente waren für mich am schönsten. In diesem Sinne kann ich mich nicht auf eines fixieren, denn alles war schön. Ich hatte das Glück und durfte als Teilnehmerin das Jamboree besuchen und in vollen Zügen genießen und mega viele Abenteuer erleben.

Was hat dich überrascht? Mich hat überrascht, wie groß Seoul ist. Mir wurde dies so richtig bewusst und ging mir unter die Haut, als ich vom Seoul-Tower einen hervorragenden Blick über die prächtige Stadt hatte.

Schönste/spannende Begegnung? Es gab viele schöne und spannende Begegnungen. Von einer besonders spannenden Begegnung möchte ich kurz berichten: Auf dem Jamboree- Platz hat uns ein Junge aus Macau angesprochen, ob wir Halstücher tauschen wollen. Wir haben unsere Pfadfindertücher getauscht, wir sind kurz ins Gespräch gekommen, haben Bilder gemacht und anschließend ist der Junge mit Sprüngen und Freudenschreien zu seiner Pfadfindergruppe gegangen.

Kjell (14), Teilnehmer

Schönstes Erlebnis?

Tauschen auf dem Jamboree/Gratisessen am German Foodhouse

Was hat dich überrascht?

Das Land an sich. Sehr modern und kulturell zugleich. Gastfreundlichkeit der Koreaner.

Schönste Begegnung?

Habe mich lange Zeit mit einem Portugiesen unterhalten. Am meisten habe ich es jedoch immer genossen, mit Freunden unterwegs zu sein. Aber auch einer der Unit-Leiter ist mir sehr ans Herz gewachsen.

Wer bist du?

Lilie (21), Unitleiter

Schönstes Erlebnis?

Es ist sehr schwer, ein schönstes Erlebnis zu benennen, aber ich glaub, ich kann es auf zwei Highlights eingrenzen: Ich wollte meine Patrol im Deutschen Food- and Culturehouse zum Mittag einladen, als dieses plötzlich wegen des drohenden Taifuns schloss. Stattdessen verbrachten wir den verbleibenden halben und unerwartet letzten Tag zusammen und zogen über den gesamten Platz, alles das machend, was wir noch auf dem WSJ tun wollten. Das war wunderschön und sehr ereignisreich.

Genauso schön und noch etwas herzergreifender war der Moment am Flughafen in München, als ein Teilnehmer mir zum Abschied sagte, ich habe einen großen Anteil daran gehabt, dass die Reise so schön gewesen ist! Da kullerten auch bei mir einige Tränen…

Was hat dich überrascht?

Der Verlauf der Koreareise war eine einzige Überraschung. Es lief vieles so viel anders, als es geplant war… Aber viel mehr Abenteuer geht wohl nicht!!!

Schönste Begegnung?

Ich bin soo vielen unfassbar netten Menschen aus aller Welt begegnet. Ich hab mit Senegalesen kulturelle Tänze getanzt, ich hab sau sympathische Ungarinnen getroffen und mit ihnen viele Stunden verbracht und nicht zuletzt bin ich bei der Vorbereitung zwei unfassbar tollen Unitleitern begegnet, die mit mir trotz aller Widrigkeiten die Reise gewuppt haben. Für all diese und noch viel mehr Begegnungen bin ich sehr dankbar und ich bin froh, mich auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben!

Was sehe ich kritisch?

Ich finde es schwer, einige Dinge dieses Jamborees mit der Moral des Pfadfindens zu vereinen:

  • Einen so weiten Flug und noch viel schlimmer: die vom deutschen Kontingent organisierten innerdeutschen Flüge,
  • die Menge an Müll, die wir da in Korea durch unnötige Verpackungen, aber auch durch Wegwerfausrüstung jeden Tag produziert haben,
  • ein fragwürdiger Konsumgedanke auf dem Jamboree selbst durch Stores uvm.,
  • eine Tüte voll Wegwerf-Müll als Geschenk für jede*n einzelne*n zur Closing Ceremony,
  • eine riesige Menge Geld, die für unnötiges Zeug rausgeballert wurde wie tägliche Flugshows, oder ein langes Feuerwerk, das niemand im Stadion sah,
  • die Liste ließe sich hier noch fortführen.

Ich sehe keine klimaschonende Möglichkeit, Pfadis aus aller Welt zu diesem wirklich besonderen Treffen zusammenzubringen. Und ich möchte betonen, dass ich den Gedanken des Jamboree sehr mag. Aber nur weil die Anreise keine Wohltat ist, muss man vor Ort nicht alle Ideale über Bord werfen. Vielmehr könnten wir die Flüge dadurch ausgleichen, indem 45 000 Pfadis Gedanken einer besseren Welt in fast jedes Land der Erde tragen und dort als Multiplikatoren wirken. Doch nach diesem Jamboree blieb bei Vielen Ernüchterung, auch darüber, was für Schweine Pfadis sein können! Und dazu reichten bereits die deutschen Akklimatisierungstage.

Jetzt Zeltplatz – einst Wattenmeer Foto: Enrique Leon

World Scout Jamboree

Seit 1920 findet alle vier Jahre ein Jamboree, ein Weltpfadfinder*innentreffen statt. In 2023 in Saemangeum im Landkreis Buan an der koreanischen Westküste. Rund 43 300 Teilnehmer*innen aus 158 Ländern zelteten in insgesamt 22 Camps auf einem knapp neun Quadratkilometer großen Gelände. Aus Deutschland nahmen 2200 Pfadfinder*innen an dem größten Pfadfinderlager der Welt teil. Die Teilnehmer*innen sind zwischen 13 und 17 Jahre alt. Das deutsche Kontingent war das bislang größte der deutschen Pfadfindergeschichte und das drittgrößte Länderkontingent des Jamborees. Das Jamboree war ein unvergessliches Abenteuer – allerdings verlief nicht alles reibungslos – es gab Organisationsdefizite, enorme Hitze und eine Räumung des Lagerplatzes aufgrund einer Taifunwarnung.
Das nächste Weltpfadfindertreffen findet 2027 in Polen statt. Der polnische Pfadfinderverband lädt die Welt für das 26. World Scout Jamboree nach Danzig ein.

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