Zwischen Urwald, Apotheken und Waldbaden

Foto: Benedikt Bahl

von Rica Roesner

Ich muss noch einkaufen. Die Wäsche wartet. Wann ist nochmal mein Arzttermin? Haben die Katzen schon Futter bekommen? Ist der Hund geputzt und sind die Zähne Gassi gewesen?

Halt mal, da ist doch irgendwas durcheinander geraten. Mein Kopf ist ein wahrer Gedankendschungel. Verschlungene Erinnerungen legen sich wie Lianen um bunte Worte. Deadlines kreischen wie Kanarienvögel. Mental load, nennt sich das auch. Und die kann manchmal ganz schön schwer sein.

Achtsamkeit soll da helfen. Einfach mal ausspannen. Den Kopf freikriegen. Doch wie kann ich diesen Gedankendschungel entwirren? Wie den Weg im Urwald finden?


Indem ich selbst in den Wald gehe. Und euch nehm ich gleich mit.

Eine kleine Gedankenreise in den Wald, um gemeinsam den Kopf freizukriegen:

Unter euren nackten Füßen spürt ihr das weiche Moos. Es ist noch feucht vom Morgentau. Die Sonne scheint zwischen den grünen Laubbäumen hindurch und malt ein Mosaik aus Licht auf den Waldboden. In der Ferne hört ihr einen Buntspecht und wenn ihr euch nicht täuscht, singt da auch eine Amsel. Die Luft riecht nach feuchter Erde und der Wind fährt euch leicht durch die Haare. Hier draußen ist es still. Keine Gedanken, kein Geschrei, keine Lianen aus Erinnerungen. Nur Stille. Und doch steckt so viel Leben in diesem Wald. Es ist fast, als könntet ihr es mit den Händen greifen. Hier im Wald pulsiert es vor Leben. Dahinten tummeln sich die Ameisen. Im Boden entdeckt ihr die Knospen von Schneeglöckchen und im Baum über euch versteckt sich ein Eichhörnchen. Ihr atmet ein. Und aus. Nehmt euch einen Moment Zeit nur für euch.

Ein Freund hat mir letztens erzählt, dass der Wald wie eine Apotheke für den Mensch sei. Die Luft ist mit Bakterien angereichert und wirkt deshalb beruhigend auf uns, sie kann sogar antibiotisch sein. Es ist ein Ort der Ruhe. Ein Ort, um Kraft zu tanken. Zeit im Wald verbringen, wird auch gerne Waldbaden genannt – der Begriff kommt aus Japan (Shinrin-Yoku) und wird dort seit Jahrzehnten als Teil eines gesunden Lebensstils praktiziert.

Es bedeutet, mit allen Sinnen die Stille und Unberührtheit des Waldes wahrzunehmen. Denn ein kurzes Waldbad verbessert Atmung, Puls und Blutdruck. Und es kann helfen, unseren mental load ein bisschen leichter zu machen.

Ich geh jetzt erstmal mit dem Hund Gassi im Wald, nicht mit den Zähnen. Wer kommt mit?

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